✔ Definition: Anleihen-ETFs sind ETFs (Exchange Traded Funds), die überwiegend in Anleihen investieren.
✔ Sicherheit: Anleihen-ETFs gelten als risikoarm und können einen Sicherheitsbaustein darstellen.
✔ Kosten: Die passiv verwalteten ETFs sind kostengünstiger als aktive Fonds.
✔ Nachteil: In der Regel sind die Renditechancen bei Anleihen-ETFs eher gering.
Grundlagen: Was sind Anleihen-ETFs?
Anleihen-ETFs – auch Bond-ETFs genannt – sind ETFs, die einen Anleihen-Index passiv abbilden und damit mehrere Wertpapiere bündeln. Das funktioniert ähnlich wie bei Aktien-ETFs, die einen Aktien-Index wie zum Beispiel den DAX oder den MSCI World nachbilden.
Statt in einzelne Anleihen zu investieren, können Anleger mit nur einer Investition zahlreiche Anleihen gleichzeitig kaufen. Der jeweilige Index gibt dabei vor, welche Art von Anleihen beziehungsweise Rentenpapiere im ETF enthalten sind. So gibt es zum Beispiel einen Anleihen-ETF, der den Government Germany 1.5-2.5 Index abbildet. Dieser Index bildet die Wertentwicklung deutscher Staatsanleihen mit einer Restlaufzeit von 1,5-2,5 Jahren ab.
Bislang sind Anleihen-ETFs jedoch weit weniger bekannt als Aktien-ETFs – obwohl der Anleihenmarkt wesentlich größer ist als der Aktienmarkt. Der Grund: Anleihen werfen gerade in den letzten Jahren keine großen Renditen ab. Sie gelten jedoch als risikoarm und werden daher oft als Sicherheitsanker im Portfolio eingesetzt, um Schwankungen auszugleichen.
Exkurs: Was sind Anleihen?
Anleihen sind festverzinsliche Wertpapiere, die an der Börse gehandelt werden und den Gläubigern das Recht auf Rückzahlung sowie die Zahlung von festgeschriebenen Zinsen garantieren. Meist werden Anleihen von Unternehmen, Staaten oder Banken herausgegeben. Je nach Emittent spricht man dann von Staats- oder Unternehmensanleihen.
Wer Anleihen herausgibt (emittiert), leiht sich Geld bei privaten und institutionellen Anlegern. Diese erhalten im Gegenzug regelmäßige Zinszahlungen und können beim Verkauf von positiven Kursentwicklungen profitieren. Aus diesem Grund spricht man auch von Schuldpapieren.
Was ist sinnvoller: Anleihen-ETFs oder einzelne Anleihen?
Anleihen-ETFs bieten einige Vorteile gegenüber dem Kauf einzelner Anleihen. Da Anleihen-ETFs in viele Anleihen gleichzeitig investieren, ist das Investment in der Regel bereits diversifiziert. Naturgemäß ist die Diversifikation im ETF bei Unternehmensanleihen jedoch größer als bei Staatsanleihen.
Zudem besteht ein „Bequemlichkeitsvorteil“. Anleger haben sich nicht mit zahlreichen Produkten auseinanderzusetzen. Wenn eine bestimmte Anleihe ihre Fälligkeit erreicht hat, steht die Suche nach Ersatz an. Bei einem ETF wird die Anleihe automatisch ausgetauscht.
Bei einer klassischen Anleihe erhält der Investor also vom Emittenten eine Anleihe für einen Gegenwert. Zudem verspricht der Emittent, Zinszahlungen während einer vorher vereinbarten Laufzeit an den Investor auszuschütten. Im Falle eines Anleihen ETF zahlt der Investor dagegen einen gewissen Betrag in den ETF ein. Im Vergleich zur einfachen Anleihe kann der Investor die Anteile jederzeit wieder veräußern.
Risiko: Wie sicher sind Anleihen-ETFs?
Anleihen-ETFs können ein Portfoliodiversifizieren und das Risiko an der Börse mindern. Deshalb werden Anleihen oft als Sicherheitsbaustein genutzt. Es gibt jedoch große Unterschiede zwischen den einzelnen ETFs. Bei Staatsanleihen-ETFs mit guter Bonität sind Verluste eher selten, während das Risiko bei Hochzinsanleihen wesentlich höher ist.
Eine alleinige Investition in Anleihen-ETFs ist allerdings weniger sinnvoll, da sie meist nur eine niedrige Rendite abwerfen. Für ein ausgeglichenes und breit aufgestellten Portfolio eignet sich eine Investition in Anleihen- und Aktien-ETFs. WeltSparen hat im Rahmen der digitalen Vermögensverwaltung vier Portfolios aus Aktien- und Anleihen-ETFs zusammengestellt, sodass Sie in nur wenigen Schritten in ein diversifiziertes Portfolio investieren können. Wir unterstützen Sie bei der Auswahl einer Strategie mit einem zu Ihnen passenden Risiko-Rendite-Verhältnis.
Worauf sollten Anleger bei Anleihen-ETFs achten?
Bevor Sie sich für einen oder mehrere Anleihen-ETFs entscheiden, sollten Sie die Unterschiede der Anlageprodukte kennen. Auf diese Faktoren sollten Sie bei der Auswahl der ETFs achten:
Replikationsmethode
Bei ETFs lassen sich zwei Arten der Replikation unterscheiden: Bei der physischen Replikation kauft der ETF genau die Anleihen, die auch im Index enthalten sind. Dagegen brauchen bei der synthetischen Replikation nicht die Aktien aus dem Index nachgekauft zu werden. Ein synthetisch replizierender Anleihen-ETF bildet den Index indirekt über ein Tauschgeschäft (Swap-ETF) nach.
Art der Ausschüttung
Anleger können sich für ausschüttende oder thesaurierende Anleihen-ETFs entscheiden. Bei thesaurierenden ETFs werden mögliche Gewinne beziehungsweise Zinsen erneut angelegt. So kommt es zu einem Zinseszinseffekt. Ausschüttende Anleihen-ETFs zahlen die Erträge direkt aus. Anleger können dann selbst entscheiden, was sie mit ihren Erträgen tun.
Index
Bei der Auswahl von Anleihen-ETFs sollten sich Anleger auch mit dem zugrundeliegenden Index auseinandersetzen. Der abgebildete Index ist entscheidend dafür, wie hoch das Risiko des Anleihen-ETF ausfällt. Dabei sollten Sie sich mit diesen Fragen auseinandersetzen:
- Laufzeit: Welche Anleihen mit welcher Restlaufzeit werden abgebildet?
- Währung: Aus welchen Ländern stammen die Anleihen und in welcher Währung wird der ETF auferlegt? Bei Anleihen in Fremdwährung besteht zusätzlich ein Währungsrisiko.
- Rating: Welches Rating haben die Emittenten der Anleihe aufzuweisen, um in den ETF aufgenommen zu werden?
- Gewichtung: Wie werden die einzelnen Anleihen innerhalb des Indizes gewichtet?
- Liquidität: Wie liquide sind die abgebildeten Anleihen?
Kosten
Da sich die Kosten einer Geldanlage wesentlich auf die Rendite auswirken, sind sie ein wichtiger Faktor bei der Auswahl von Anleihen-ETFs. Allgemein gilt: Je kostengünstiger die Anlage, desto höher die Rendite. Da Anleihen-ETFs passiv verwaltet werden, sind diese wesentlich kostengünstiger als aktive Fonds.
Bei ETFs werden die Kosten in der Total Expense Ratio (TER) – auf Deutsch: Gesamtkostenquote –ausgewiesen. Anhand der TER können Anleger die Kosten der unterschiedlichen Anleihen-ETFs miteinander vergleichen. Transaktionskosten, die beim Wertpapierhandel entstehen, und Steuern werden jedoch noch hinzugerechnet. Die gesamten Kosten werden in der Total Cost of Ownership (TCO) abgebildet. Diese Kennzahl wird aber nur selten ausgeschrieben.
Tracking Error
Mit dem Tracking Error wird die Differenz zwischen der Wertentwicklung der Indizes und der ETF-Performance bezeichnet. Je größer der Tracking Error, desto größer ist die Abweichung in der Performance. Im Umkehrschluss heißt das, dass der ETF mit dem geringeren Tracking Error den Index am besten abbildet.
Zinsen: Lohnen sich Anleihen-ETFs noch?
Der Kurs von Anleihen-ETFs hängt maßgeblich mit dem aktuellen Marktzinsniveau zusammen. Dieser ist wiederum vom Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) abhängig. Der Zusammenhang ist klar: Wenn die Zinsen steigen, werden auch die Zinsen neu emittierter Anleihen nach oben getrieben. Anleger entscheiden sich dann eher für die neueren Anleihen, als für die vor der Zinserhöhung ausgegebenen Produkte. Das führt dazu, dass der Kurs von älteren Anleihen – und so auch von Anleihen ETFs – fällt. Sollten die Zinsen jedoch fallen, steigt der Kurs älterer Anleihen und Anleihen-ETFs, denn sie werden stärker nachgefragt.
Insgesamt können Anleger bei Anleihen-ETFs keine hohen Renditen erwarten. Wer eine höhere Rendite mit Anleihen-ETFs erzielen möchte, geht ein höheres Risiko ein. Das heißt: Anleger setzen auf Anleihen von weniger finanzstarken Staaten beziehungsweise Unternehmen. Dadurch wird die Sicherheit des Portfolios jedoch stark beeinträchtigt. Daher gilt es abzuwägen, welches Risiko man zu welchem Preis eingehen möchten.
Anleihen sollen im Wesentlichen zwei Funktionen in einem Portfolio erfüllen:
- Sicherheit und Stabilität
- Hohe Liquidität
Im besten Fall werfen Anleihen-ETFs auch Renditen ab, diese Funktion steht jedoch weit hinter dem Sicherheitsaspekt.
Wie sinnvoll sind inflationsgeschützte Anleihen-ETFs?
Durch die zuletzt stark gestiegenen Inflationsraten sind viele Anleger verunsichert und fragen sich, ob inflationsgeschützte Anleihen-ETFs für sie sinnvoll sind. Bei inflationsgeschützten Anleihen sind die Zinszahlungen und der Rückzahlungswert an die Inflationsrate gebunden. Vereinfacht gesagt heißt das: Wenn die Inflationsrate ansteigt, steigt auch der Wert der Anleihe. Somit sind Anleger auch bei steigender Inflation abgesichert.
Hinter inflationsgeschützten Anleihen-ETFs verbirgt sich ein komplexes Finanzprodukt, mit dem Anleger auf eine steigende Inflationsrate spekulieren. Sinkt die Inflationsrate jedoch ab, reduziert sich auch der Ertrag. Die Bindung an die Inflation macht die risikoarmen Anleihen-ETFs somit rein spekulativ. Zudem ist die Auswahl an inflationsgeschützten Anleihen-ETFs sehr gering.
Was ist der Unterschied zwischen Anleihen-ETFs und Rentenfonds?
Rentenfonds sind Investmentfonds, die aktiv in Anleihen investieren – also von einem Fondsmanagement verwaltet werden. Das Management wählt die Anleihen demnach gezielt aus. Bei Anleihen-ETFs wird der Index automatisch nachgebildet. Da das aktive Management bei ETFs wegfällt, sind diese meist deutlich günstiger als die aktiven Fonds.
Ein weiterer Unterschied liegt in der Wertentwicklung: Die Rendite von Anleihen-ETFs ist von der Wertentwicklung des abgebildeten Index abhängig. Bei aktiven Fonds wird versucht, die Rendite des Marktes zu übertreffen. Das gelingt jedoch eher selten.
Vor- und Nachteile von Anleihen-ETFs im Überblick
Vorteile | Nachteile |
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Sind Anleihen-ETFs sinnvoll?
Mit Anleihen-ETFs haben Anleger zwar nicht so hohe Renditechancen wie mit Aktien-ETFs, die Bond-ETFs können dem Portfolio jedoch Sicherheit und Stabilität hinzufügen. Ein ausgeglichenes Portfolio sollte demnach aus Anleihen- und Aktien-ETFs bestehen. Aktien stellen den risikoreichen Teil dar – aber auch den Anteil mit höheren Renditechancen –, während die Anleihen das Portfolio vor Schwankungen schützen können.
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