Interview mit Dr. Stephan Simon: Corona-Pandemie 2020

Finanzexperte Dr. Stephan Simon im Gespräch mit ZINSPILOT über die Auswirkung der Corona-Pandemie auf Banken und die Zinsentwicklung.  

ZINSPILOT: Die Corona-Pandemie sorgt seit Anfang letzten Jahres für einige Unruhen auf den Kapitalmärkten und stellte bereits viele Unternehmen und Privatpersonen vor große Herausforderungen. Wie haben Sie diese Krise wahrgenommen?

Dr. Stephan Simon: Persönlich haben meine Familie und mich die Herausforderungen durch die Kindergarten- und Schulschließung verbunden mit Homeschooling getroffen.

Mit dem Blick des Volkswirts war es eine Mischung aus Schock und Faszination, ob der Verwerfungen an den Märkten, den einschneidenden Auswirkungen auf einzelne Branchen, Geschäfte und Personen sowie andererseits der Anpassung der Wirtschaft insgesamt. Diese betraf vor allem die relativ schnelle Entwicklung und Herstellung von Impfstoffen, Masken sowie die Anpassung beziehungsweise Beschleunigung der Digitalisierung von Bankgeschäften inklusive des Einlagengeschäfts – so haben wir bei ZINSPILOT beispielsweise die voll digitale Kontoeröffnung innerhalb nur weniger Wochen eingeführt.

ZINSPILOT: Weltweit ist die Corona-Pandemie auch bei vielen Banken nicht spurlos vorbeigegangen, inwieweit waren europäische Banken davon betroffen?

Dr. Stephan Simon: Von den am stärksten zu erwartenden Auswirkungen, den Kreditausfällen, sind die Banken über Aussetzung von Insolvenzen wie auch durch Zahlungsaufschübe noch unmittelbar verschont geblieben. Allerdings zeichnen sich diese schon ab, auch wenn die Banken durch die Reformen seit der Finanzkrise 2008 bis 2010 deutlich besser dastehen und diese wahrscheinlich verkraften können.

Andererseits wurden viele Banken unmittelbar mit Einlagen überschwemmt, da die Konsumenten Ausgaben nicht tätigen konnten und mehr gespart haben. Dies macht die Einlagenangebote bei vielen etablierten Banken und Sparkassen für Sparer deutlich unattraktiver.

ZINSPILOT: Welche Auswirkungen hatte das auf die Zinsentwicklung bei Tagesgeldern und Festgeldern?

Dr. Stephan Simon: Einige Großbanken haben sich komplett aus dem Angebot von Tages- und Festgeldern zurückgezogen. Insgesamt ist das Einlagenzinsniveau am deutschen und auch europäischen Markt über das Jahr 2020 leicht gesunken. Allerdings gibt es immer noch, im Verhältnis zum Nullzins, Top-Angebote bei einigen Banken, die über kein eigenes Einlagengeschäft verfügen. Für ZINSPILOT gewinnen wir genau diese Banken, um sie für unsere Kunden einfach und bequem zur Geldanlage verfügbar zu machen.

ZINSPILOT: Seit Juli 2020 lag die Inflationsrate unter der Nullmarke und auch in den folgenden Monaten könnte sie weiterhin niedrig bleiben. Was meinen Sie: Welche Folgen hätte das für Sparer?

Dr. Stephan Simon: Aus Sicht von Sparern ist das eine gute Nachricht, da die Geldentwertung damit wegfällt. So kann selbst bei niedrigen nominalen Einlagenzinsen eine vernünftige Verzinsung erzielt werden.

ZINSPILOT: Vor allem im vergangenen Jahr waren viele Anleger unsicher, wie sich die Pandemie auf ihre Finanzen auswirken würde. Welche Veränderungen haben Sie beim Anlageverhalten in Deutschland während der Corona-Pandemie beobachten können?

Dr. Stephan Simon: Durch die Corona-Pandemie hat sich eine deutliche Erhöhung der gesamten Sparquote ergeben, aber oft leider auch ein Verzicht auf bessere Zinsen, da ein zu großer Anteil der Einlagen auf zinslosen und teilweise sogar auf Negativzinsen belasteten Girokonten liegt.

ZINSPILOT: Anhand dessen, was glauben Sie, wie sich das Sparverhalten im Jahr 2021 entwickeln wird?

Dr. Stephan Simon: Solange der Lockdown und die wirtschaftlichen Einschränkungen anhalten, wird sich das nicht ändern. Allerdings ist eine Umkehrung zu erwarten, wenn diese bei einer nachhaltigen Reduktion der Infektionszahlen wegfallen und Nachholkonsum erfolgt.

ZINSPILOT: Abschließend noch ein Fazit: Was würden Sie Sparen gern mit auf den Weg geben?

Dr. Stephan Simon: Tages- und Festgelder bleiben durch die jeweilige nationale und EU-weit einheitliche Einlagensicherung das sicherste Anlageprodukt bei kalkulierbar positiven Zinsen.

Lieber Herr Dr. Simon, wir danken Ihnen für das Gespräch! 

Kurze Vita von Dr. Stephan Simon

Dr. Stephan Simon studierte Betriebs- und Volkswirtschaftslehre an den Universitäten Passau, Lund und Jerusalem. Nach seinem Studium startete er seine Karriere bei der Unternehmensberatung McKinsey, wo er im Finanzdienstleistungsbereich tätig war. Im Anschluss promovierte Dr. Simon zur Zinsstruktur und Zinspositionierung von Banken an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt.

Während seiner beruflichen Laufbahn betreute er insbesondere die Abteilungen, die sich mit der Steuerung von Zahlungsströmen befassen (Treasury) sowie Risiko- und Finanzfunktionen von Banken als auch Aufsichtsbehörden wie die EZB. Zuletzt war er für das kontinentaleuropäische Treasury-Geschäft der Unternehmensberatung Oliver Wyman verantwortlich.

Aktuell ist Dr. Simon für die Leitung und Weiterentwicklung des Bereichs Funding-Strategie und Einlagenanalyse beim Hamburger Fintech-Unternehmen Deposit Solutions zuständig.

Artikel teilen:

Jetzt für den ZINSPILOT-Newsletter anmelden
und keinen Top-Zins mehr verpassen!