Bargeld oder EC-Karte? Warum kontaktloses Bezahlen immer beliebter wird

Die Einflüsse der Corona-Pandemie haben seit Anfang des letzten Jahres weltweit zu erheblichen Veränderungen geführt. Viele Menschen verbringen ihre Zeit vermehrt zu Hause, Kontakte wurden eingeschränkt und auch die Art und Weise, wie Verbraucher an der Kasse bezahlen, hat sich gewandelt.

Selbst bei den Bargeld-liebenden Deutschen zeigt sich ein Richtungswechsel hin zu digitalen Bezahlmethoden. Immer häufiger greifen Kunden an der Kasse nach ihrer Karte oder dem Smartphone statt zu Münzen und Scheinen. Knapp über die Hälfte der Menschen in Deutschland zahlt bereits bargeldlos. Hauptgrund ist die Möglichkeit, dass Geld kontaktlos übermittelt werden kann. Das bestätigen Studien der Europäischen Zentralbank und des Marktforschungsinstituts KANTAR.

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Zahlverhalten in Deutschland

Im europäischen Vergleich galt Deutschland jeher als Land, in dem traditionell am liebsten bar gezahlt wurde. Durch die Corona-Pandemie änderten viele Menschen ihr Verhalten, wodurch der Anteil an kontaktlosen Zahlungen in Deutschland erheblich anstieg.

Laut einer Studie des Marktforschungsinstituts KANTAR bezahlten Verbraucher rund 20 Prozent häufiger mit digitalen Zahlungsmitteln als 2019. Gründe dafür waren unter anderem die erhöhte hygienische Sensibilität und die Aufrufe im Einzelhandel, Bargeld seltener zu nutzen.

Es ist daher kaum überraschend, dass ein Teil der Verbraucher plant, nach der Pandemie zu alten Gewohnheiten zurückzukehren. 41 Prozent der Befragten würden wieder bevorzugt mit Münzen und Scheinen bezahlen wollen. Was im Umkehrschluss allerdings auch bedeutet, dass 59 Prozent der Menschen digitalen Zahlungsmethoden selbst nach der Pandemie offen gegenüberstehen. Das sind rund 10 Prozent mehr als vor der Pandemie. Digitale Bezahlarten werden somit auch in Deutschland immer beliebter.

Welche Arten der Offline-Zahlung können Verbraucher in Deutschland nutzen?

Die gängigsten Zahlungsmittel in Deutschland bleiben Münzen und Scheine. Seit 2020 ziehen es jedoch viele Menschen vor, kontaktlos zu bezahlen, etwa über die EC-Karte, Kreditkarte, per Handy oder Uhr. Aber auch technologische Neuheiten wie Mikrochips, die unter die Haut implantiert werden und die Zahlung per Fingerabdruck stehen in den Startlöchern, um die Art und Weise wie wir an der Kasse bezahlen zu revolutionieren. Mittlerweile haben sich rund 2.000 Menschen einen sogenannten NFC-Chip implantieren lassen und Einzelhandelsunternehmen wie Real haben bereits Pilotprojekte für Zahlungen per Fingerabdruck gestartet.

Was sind die Vorteile bei bargeldlosen Bezahlsystemen?

Der Trend zu digitalen Bezahlvorgängen wird immer deutlicher. Gerade während der Corona-Pandemie verzichten immer mehr Verbraucher auf Bargeld, um die Gesundheit zu schützen. Aber auch weitere Vorteile sorgen für einen Anstieg der Popularität bargeldloser Systeme:

  • Es besteht eine erhebliche Zeitersparnis, da die Suche nach dem Kleingeld im Portemonnaie und die Ausgabe von Rückgeld entfällt.  

  • Ein Bezahlsystem wie die EC-Karte kann bei Diebstahl gesperrt und Gelder können unter Auflagen zurückbeordert werden.  

  • Geldwäsche würde sich minimieren oder sogar komplett ausfallen, denn eine Überführung in den Finanzkreislauf von illegal erwirtschaftetem Bargeld wäre nicht mehr umsetzbar.

  • Über den sichtbaren Chip auf der Oberfläche bei EC-Karten und Kreditkarten sollen Fälschungen verhindert werden. 

  • Bei NFC-Implantaten ist ein Verlust des Chips unwahrscheinlich. Zudem sollen die Chips zukünftig dazu dienen, mehrere Daten speichern zu können. Beispielsweise würde der Chip als Bezahlsystem dienen und gleichzeitig Treuepunkte sammeln können.

Worin bestehen die Nachteile bei bargeldlosen Bezahlvorgängen?

Ebenso wie Befürworter gibt es jedoch auch eine Reihe kritischer Stimmen. Aus der Sicht von Verbraucherschützern sollten die Risiken bei digitalen Bezahlsystemen nicht unterschätzt werden. Besonders, wenn Bargeld komplett abgeschafft werden würde:

  • Die Beziehung zum Geld könnte vermindert werden und der Überblick über das vorhandene Geld verloren gehen. 

  • Eine bargeldlose Gesellschaft kann zum Verlust von Anonymität und zum sogenannten “gläsernen Menschen” führen. 

  • Bei technischen Defekten oder Totalausfällen wären Betroffene buchstäblich „zahlungsunfähig“. 

  • Es könnte zu Nachteilen für ältere Generationen, Zuwanderer oder Menschen mit Behinderung führen. Diese könnten durch neue digitale Systeme überfordert oder ausgegrenzt werden. 

  • Implantierte Chips können datenschutzrechtliche Lücken aufweisen. Sie könnten beispielsweise gehackt und Daten einfach ausgelesen oder manipuliert werden.

Schweden als Vorbild für eine bargeldlose Gesellschaft?

In den vergangenen Jahren hat sich Schweden immer weiter in Richtung einer bargeldlosen Gesellschaft entwickelt. Bis 2030 ist es das erklärte Ziel, dass sich das Land gänzlich vom Bargeld verabschiedet. Laut einiger Finanz-Experten wurde diese Entwicklung durch die Corona-Pandemie ebenfalls weiter begünstigt, was eine Umsetzung sogar bis 2023 möglich machen könnte.

Bereits heute zählt Schweden zu den Ländern, in denen am wenigsten mit Bargeld bezahlt wird. Über 80 Prozent der Zahlungsvorgänge erfolgen inzwischen digital. Dabei ist es ganz gleich, ob es sich um ein Parkticket, Brot oder eine Spende auf der Straße handelt. Selbst Kleinstbeträge werden vorwiegend bargeldlos übermittelt.

Die rasante Umstellung hin zur Digitalisierung wird in Schweden unter anderem durch die Banken gefördert. Viele Bankfilialen haben die Möglichkeit, Bargeld ein- oder auszuzahlen abgeschafft und zudem einige ihrer Geldautomaten abgebaut. Aber auch der Einzelhandel entfernt sich immer weiter von Münzen und Scheinen. Vielerorts werden mittlerweile ausschließlich digitale Bezahlsysteme akzeptiert – darunter die Kreditkarte und spezielle Bezahl-Apps für das Smartphone oder die Smartwatch.

Aufgrund dieser digitalen und strukturellen Veränderungen sowie der Akzeptanz der Bevölkerung ist das Bargeld weitgehend aus dem Alltag in Schweden verschwunden. Lediglich ein geringer Anteil der Menschen greift auch weiterhin auf das altbewährte Zahlungsmittel zurück, was den Weg hin zu einer bargeldlosen Gesellschaft in Schweden zunehmend vereinfacht.

 

Ob Schweden für Länder wie Deutschland zukünftig ein Vorbild ist, bleibt abzuwarten. Der Trend zur Digitalisierung wurde zwar durch die Corona-Pandemie erheblich gefördert, dass sich die Menschen in Deutschland von ihrem Bargeld komplett verabschieden, gilt zumindest für die nächsten Jahre dennoch als eher unwahrscheinlich.

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