Niedrigzinspolitik

Die Europäische Zentralbank betrieb in den letzten Jahren eine Niedrigzinspolitik, die weitreichende Folgen für die heimische Wirtschaft und vor allem auch die privaten Anleger hatte. Durch einen niedrigen EZB-Leitzins sollten Anreize geschaffen werden, die das Wirtschaftswachstum und Investitionen stärken. Seit Juli 2022 trat jedoch die Zinswende ein. Aufgrund der hohen Inflationsrate erhöhte die EZB nach 11 Jahren erstmals den Leitzins.

Gründe für die Niedrigzinspolitik

Die Gründe für die niedrigen Zinsen der Europäischen Zentralbank gingen auf die Finanzkrise 2008 zurück, die im europäischen Währungsraum ab 2010 nahtlos in die Staatsschuldenkrise überging. Die Verschuldungen der Staaten Griechenland, Spanien, Portugal und Irland stiegen rasant an und ihre Möglichkeiten der Kreditbeschaffung gingen zurück.

Verschiedene Rettungsschirme wurden ins Leben gerufen, die die überschuldeten Staaten mit Krediten und Bürgschaften versorgen sollten, damit diese zahlungsfähig blieben. Besonders Griechenland fand über Jahre regelmäßig in der Presse Erwähnung, da der Mittelmeerstaat große Probleme bei der Bedienung der fälligen Kreditraten hatte.

Um die Staaten des Euroraums zu entlasten und die lokalen Wirtschaftssysteme zu stimulieren, startete die EZB im März 2015 mehrere umfassende Anleihenkaufprogramme. Dies führte in der Konsequenz dazu, dass der Leitzins schrittweise auf 0,00 % gesenkt wurde. Dieser Zinssatz blieb bis Juli 2022. Nach dem Stopp der Anleihekäufe erhöhte die EZB ihren Zinsssatz, um der Inflation entgegenwirkten zu können.

Folgen einer Niedrigzinspolitik für Sparer und Wirtschaft

Der Hauptrefinanzierungszins (Leitzins) der EZB stellt die Orientierungsmarke für Zinsen heimischer Banken dar. Ist dieser besonders niedrig, bieten heimische Banken nur geringe Zinsen auf Spareinlagen an. Als eine Folge niedriger Zinsen in Deutschland oder Österreich werden weniger Geldanlagen im Inland getätigt. Sparer transferieren ihr Kapital bevorzugt ins Ausland, investieren in Sachwerte oder an der Börse, da sich dort noch bessere Konditionen ergeben. Dadurch sinkt auch die Nachfrage nach dem Euro und ein sinkender Wechselkurs ist die Folge.

Daneben hat ein niedriges allgemeines Zinsniveau eine günstige Kapitalbeschaffung zur Folge. Privatleute und Unternehmen können sich also besonders günstig Geld bei Banken leihen. Investitionsobjekte rechnen sich bei einem niedrigen Kapitalmarktzins, da in der Zukunft liegende Zinszahlungen einen niedrigeren Barwert besitzen. Für Arbeitnehmer mit einem sicheren Job ist es bei niedrigen Zinsen attraktiv Eigentum zu erwerben.